Vorstand
RA i. R. Dr. Heinz Waldmüller
Vorstandsvorsitzender Vertreter der Tiroler Vinzenzgemeinschaften im Vorstand seit: 2006
HR DI Eugen Sprenger
Vertreter der Stadtgemeinde Innsbruck im Vorstand seit: 1989
Caritasdirektorin Mag.a Elisabeth Rathgeb
Vertreterin der Diözese Innsbruck im Vorstand seit: 2020
† HR Dr. Oskar Wötzer
im Vorstand von 1973 – 2014 Vorstandsvorsitzender von 1988 – 2014 Verstorben am Dienstag, den 21. Juli 2015, im Alter von 88 Jahren
Ansprache zur Beerdigung von unserem geschätzten Hofrat Dr. Oskar Wötzer, am 25. Juli 2015
Liebe Trauerfamilie! Sehr geehrte Trauergemeinde! Geschätzter Hofrat Wötzer! Lieber Oskar!
Einer der Grundsätze von Hofrat Wötzer war es, nicht über die Leute zu reden, sondern mit ihnen. Das war einer der weisen Gedanken, die ich von ihm mitnehmen durfte. In diesem Sinne, lieber väterlicher Freund, möchte ich auch heute Deiner Empfehlung folgen und – in der Überzeugung, dass Du nun mitten unter uns bist – lieber das Gespräch mit Dir suchen als über Dich zu reden.
Behutsam und friedlich hat Gott Dein Leben nach 88 Jahren im Kreise Deiner Familie in seine Hand zurückgenommen. Wenn wir nun die Zeit, die Dir geschenkt war, betrachten, dann können wir schon vorab sagen: Du hast Dich stets bemüht, sie am Willen Gottes auszurichten, Du hast sie bis an die Grenzen Deiner physischen Möglichkeiten genützt und Du hast sie in den Dienst gestellt: in den Dienst von Familie, Beruf und Gesellschaft.
Und was für ein solches Leben bereits im alten Testament vor etwa 3500 Jahren verheißen ist, hat sich auch für Dich erfüllt: „Mein Sohn, vergiss meine Lehre nicht und bewahre meine Gebote in Deinem Herzen, dann werden sich Deine Lebensjahre mehren und Dir Freude und Wohlergehen bringen. Und – du wirst die Gunst erlangen, bei Gott und den Menschen.“ (Spr.3,1f)
Wir betrachten Deine Herkunft
Lieber Oskar, Du wurdest vor 88 Jahren in eine gesunde Außerferner Landwirtsfamilie hineingeboren. Dort hast Du im Verbund mit wunderbaren Eltern und Geschwistern Deine starken seelischen, körperlichen und geistigen Grundlagen mitbekommen, auf denen Du später Dein ganzes Leben aufbauen konntest. Vermutlich hast Du Dein soziales Interesse und Geschick ganz wesentlich auch in Deiner Herkunftsfamilie erworben, bedenkt man, dass Dein Vater langjähriger Bürgermeister von Grän war. Bestimmt haben Dich auch Deine Kriegserfahrungen als junger Bursch für Fragen der Mitmenschlichkeit sensibilisiert. Immerhin warst Du erst 18 Jahre alt, als Du vom Reichsarbeitsdienst und vom Kriegseinsatz heimgekehrt bist.
Wir betrachten Deinen Beruf
Weltanschaulich prägend waren gewiss auch Deine Zeit im Gymnasium in Kempten und Deine geistliche Erziehung im Paulinum in Schwaz. Nach dem Jusstudium hast Du 1955 Deine Laufbahn im öffentlichen Dienst beim Finanzamt in Schwaz als stellvertretender Vorstand begonnen und bist bereits nach 3 Jahren in die Landesdirektion nach Innsbruck gewechselt. Dort hat man Deine Talente bald erkannt und Dich nach und nach in alle maßgeblichen Führungsgremien eingebunden. Schließlich wurdest Du im Jahr 1973 zum Vorstand des Finanzamtes in Innsbruck ernannt. Diese verantwortungsvolle Tätigkeit hast du 15 Jahre lang bis zu Deiner Pensionierung ausgeübt. Nicht zu vergessen ist Deine Lehrtätigkeit an der Universität Innsbruck für Steuerrecht, die Du 23 Jahre lang mit großer Leidenschaft ausgeübt hast. Du hast mir einmal erzählt, dass es auf Deiner Karriereleiter in Wien weiter gehen hätte können. Eine Voraussetzung dafür wäre jedoch gewesen, dass Du Deine Mitgliedschaft im CV aufgeben hättest müssen. Doch unsere Gesinnungsgemeinschaft zu verlassen, das wäre für Dich nie in Frage gekommen.
Wir betrachten Deine Familie
Neben all den beruflichen Herausforderungen ist Deine Familie stetig gewachsen. Für Deine vier Kinder und Deine Frau Irma hast Du ein sicheres und bergendes Zuhause geschaffen, in dem in guten Zeiten miteinander gesungen und in weniger guten aufeinander geschaut wird. Als Vater hast Du Dich unter anderem auch gerne eingebracht, wenn es darum ging, Werte zu vermitteln. Nach außen hin bist Du aufgetreten, wo es galt, Familie und Kinder zu schützen: ob gegenüber dem ein oder anderen Lehrer oder gegenüber fragwürdigen weltanschaulichen Einflüssen. Hier hast Du es auch nicht gescheut, das ein oder andere Duell aufzunehmen, wenn es nötig war.
Wir betrachten Deine Ehe
Dass Du Dich in Gesellschaft und Beruf so stark einbringen konntest, hast Du Irma nie vergessen und ihr das auch öffentlich immer wieder anerkannt. Umgekehrt warst Du ihr in Zeiten ihrer gesundheitlichen Prüfung ein Beispiel gebender und treuer Begleiter. Wie oft hast Du Einladungen meinerseits in der Form zurückgewiesen: „Christian, heute lieber nicht, Irma braucht mich!“ Ihr beide habt uns in Eurer über 60jährigen Ehe vorgelebt, was uns in einem der biblischen Pflastersteine auf dem Weg, Weisheit zu erlangen, aufgetragen ist: „Nie sollen Liebe und Treue Dich verlassen, binde sie Dir um den Hals, schreib sie auf die Tafel Deines Herzens. Dann erlangst Du Gunst und Beifall – bei Gott und den Menschen.“ (Spr.3,3 und 3,4)
Wir betrachten Deine verschiedenen Ehrenämter
Lieber Oskar, Deine Werthaltungen hast Du neben Deinem beruflichen und familiären Engagement vor allem auch durch Deinen Einsatz für die Gesellschaft bezeugt.
Dabei war der Leitfaden für Dein Wirken stets die Antwort Jesu auf die Frage des Schriftgelehrten nach dem wichtigsten Gebot: „Höre Israel, Du sollst Gott Deinen Herren lieben aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele, mit all Deinen Gedanken und mit all Deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Kein anders Gebot“, sagt Jesus, „ist größer als diese beiden.“
> … War ein zutiefst vom Humanum und vom Christentum durchfluteter Mensch, jemand in dem das Humanistische und das Christliche – im Sinne eines tief Gläubigen und daraus humanistisch Tätigen – zum Ausdruck kamen.
Diesem größten Gebot zu folgen, das war das offensichtliches Bestreben in Deinem Leben. Frömmigkeit alleine war Dir zu wenig. Aber auch der manchmal gottlose Humanismus alleine war Dir zu wenig. Es ist Dir um die Verbindung von beidem gegangen, um die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Dafür hast Du Dich und Dein Leben eingesetzt.
Wir betrachten die Vinzenzgemeinschaften
Aus diesem Grund bist Du auch von Pfarrgemeinde zu Pfarrgemeinde gepilgert und hast an diesen Orten des Gebetes Menschen gesammelt, die in Ergänzung zu ihrem Gebet ebenso bewusst die Nächstenliebe leben wollten. Du hast es auch zu einer festen Tradition werden lassen, dass am Anfang und am Ende einer Vinzenzkonferenz gebetet wird. Die Vinzenzgemeinschaften sollten nach Deinen Vorstellungen nicht nur kleine Hilfsgemeinschaften vor Ort sein – nein – sie sollten beides: sie sollten beten und handeln. Gottes- und Nächstenliebe pflegen.
Das Beten alleine wird heute nicht mehr genug ernst genommen, und das Helfen alleine, das machen ohnehin schon viele! Der Schlüssel, in dem sich die Vinzenzgemeinschaften von manch anderen Hilfsorganisationen unterscheiden, liegt in der Verbindung von beidem: von „Contemplatio“ und von „Actio“. Das war Deine Vorstellung und dazu hast Du die zahlreichen neuen Vinzenzgemeinschaften auch verpflichtet.
Es war Deine Überzeugung, dass die Menschlichkeit nur in Verbindung mit dem Gebet auf Dauer Bestand hat. Viele andere Helfer kommen und gehen, es gibt aber keine einzige Vinzenzgemeinschaft in Tirol, die gegründet wurde und später wieder gestorben ist. Mit Deinen 40 Vinzenzgemeinschaften hast Du in unserem Land eine dauerhafte Welle des Gebets und der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Inzwischen sind es in Tirol schon fast 70 geworden. Lieber Oskar, Du hast Dein Erbe offensichtlich in die richtigen Hände gelegt.
Liebe Vinzenzgeschwister, nehmt bitte dieses Anliegen von Hofrat Wötzer heute mit hinaus in eure Gemeinden und haucht ihm, so gut es Euch gelingt, Leben ein. Ihr lebt damit ein sicheres Erfolgsrezept, denn ihr lebt nach dem Gebot, das Jesus selbst als das größte von allen bezeichnet hat.
Wir betrachten Deine anderen Ehrenämter
Aus dem genannten Geist heraus hast Du Dich nicht nur 32 Jahre lang den Vinzenzgemeinschaften verschrieben, sondern warst auch Mitglied des Caritasbeirates der Diözese Innsbruck, 27 Jahre lang Mitglied des Presse- und Kulturbeirates in der Tyrolia, Vorstandsmitglied des Jugendbeschäftigungsprojektes WAMS, Mitglied des Hautausschusses des Tiroler Kriegsopferfonds und Mitglied des Bezirkssozialhilfebeirats für den Bezirk IBK-Stadt.
Wir betrachten das Haus St. Josef am Inn
Die Verbindung der Gottes- und Nächstenliebe war Dir, geschätzter Oskar, nicht zuletzt auch im Haus St. Josef Josef am Inn ein wichtiges Anliegen. Über 40 Jahre lang hast Du in unserem Senioren- und Pflegeheim gewirkt, 25 Jahre davon als Vorsitzender. Es war Deine längste ehrenamtliche Tätigkeit, die Du bis vor einem Jahr gewissenhaft ausgeübt hast.
Dein hoher ethischer Anspruch in dieser Aufgabe kommt bildhaft in der Weise zum Ausdruck, wie Du z.B. in unserem Heim jedes Jahr Weihnachten feiern wolltest. Zuerst haben wir mit den Bewohnern und ihren Familien einen Weihnachtsgottesdienst gefeiert und im Anschluss daran jeden einzelnen – in den besten Zeiten waren es immerhin 185 Bewohner – in seinem Zimmer besucht. Wir waren Stunden lang am Weg und erst in den letzten Jahren hast Du uns eine Mittagspause gegönnt. Nach dem letzten Besuch hast Du zu mir gesagt: jetzt erst ist für mich Weihnachten.
Solche Geschichten könnte ich nach 17jähriger Zusammenarbeit noch viele erzählen, egal, ob Deine Haltung die Bewohner oder die Mitarbeiter betraf. Höchster Einsatz für den Nächsten war Deine Norm.
Vor ca. 1 Jahr hast Du das Amt des Vorstandsvorsitzenden in die Hände eines guten Nachfolgers gelegt. Indem Du das Amt abgegeben hast, hast Du aber das Haus St. Josef am Inn noch lange nicht abgelegt. Du hast mir versprochen, ab nun täglich einen Schutzschild des Gebets über unser Haus zu ziehen. Und ab heute heißt diese Zusage für mich, dass wir in Dir einen besonderen Fürsprecher haben, mit dem wir rechnen können.
Wir betrachten Deine Ehrungen
Lieber Oskar, Gottes- und Nächstenliebe zu verbinden, war Dein Lebensmotto und es war allseits geachtet:
- Das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich,
- das Verdienstkreuz des Landes Tirol,
- der Päpstliche Silvesterorden,
- das Sozialehrenzeichen der Stadt Innsbruck,
- die Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck,
- die Ehrenpräsidentschaft der Vinzenzgemeinschaften in Tirol
sie sind nur ein Teil der vielen Auszeichnungen, mit denen Dir die Menschen ihre Wertschätzung zum Ausdruck gebracht haben.
Nun ist die Stunde gekommen, in der Du die größte Auszeichnung entgegennehmen kannst, die dem Menschen zuteil werden kann. Niemand von uns kann sie durch eine auch noch so große Eigenleistung selbst erwerben.
Die größte Auszeichnung wurde uns in der Taufe geschenkt: nämlich – um es in Deinen Worten zu sagen – aufgenommen zu sein, in dem „ewigen Meer der Liebe“. (Oskar 2014)
Wir betrachten Dein Leben
Wenn wir nun die Vielfalt Deines Lebens betrachtet haben, so stellen wir fest: es war ein ereignisreiches, harmonisches und erfülltes Leben. Vieles war Dir geschenkt, Vieles hast Du selbst geleistet. Wir sind zwar von Trauer erfüllt, dass wir Dich nicht mehr unter uns haben, gleichzeitig können wir Dich mit Deiner Lebensbilanz in einer gewissen Leichtigkeit der Gottes Gnade überantworten. Die Stadt Innsbruck, das Land Tirol und die zahlreichen Sozialvereine verlieren in Dir einen ihrer verdienstvollsten Bürger, die Familie verliert ihren Vater und ich meinen väterlichen Freund.
Im Namen von uns allen danke ich Dir für das, was Du mit Deinem Leben bezeugt hast. In meinem eigenen Namen danke ich Dir für alles, was ich von Dir lernen durfte und was Du mir und meiner Familie Gutes getan hast.
Mag. Dr. Christian Juranek (Direktor)